
Ich weiß, ich weiß, ich habe hier schon eine Ewigkeit nichts mehr gebloggt und bin von meinem Plan, hier wenigstens einmal im Monat etwas zu schreiben, weiter entfernt, als je zuvor.
Es gäbe viel zu sagen, viel zu schreiben, Stellung zu beziehen, Haltung und Gesicht zu zeigen … dieses Land und diese Welt verändern sich – und das nicht wirklich zum Guten. Geister und Dämonen, die zwar nicht vernichtet, jedoch gebannt, gar gezähmt schienen, spucken die Kreide aus, die sie gefressen hatten, und angelockt von den schrillen Tönen der geifernden Flötenspieler, verfallen die Menschen willig in einen Tanz an Marionettenfäden und jubeln jenen zu, die nur Verachtung für sie empfinden, diese Narren …
Ja, ihr wisst, wovon ich schreibe. Und meine Haltung dazu hat sich nicht geändert, nicht seit 2015 und auch nicht davor oder danach.
Ich glaube nicht, dass ich ein „guter Deutscher“ bin oder gar sein will. Nation ist etwas, das die meisten vom kosmischen Würfelspieler zugeteilt bekommen, es ist also nichts, auf das man „stolz“ sein kann, zumindest nicht, wenn man „Stolz“ als etwas betrachtet, das sich auf eigene Leistungen oder Verdienste beziehen sollte. (Einwurf: Wobei ja jene, die sich aktiv darum bemühen, zu einer Nation zu gehören, also Einwanderer, die einzigen sind, die auf ihre „neue Nationalität“ tatsächlich stolz sein dürften.)
Aber ich glaube, dass es doch etwas gibt, über das wir uns in diesem Land freuen können, und auf das wir sogar ein bisschen stolz sein können, auch wenn es nicht wir, sonder unsere Eltern und Großeltern und Urgroßeltern waren, die es geschaffen haben:
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
[Quelle]
Es ist doch wunderbar, was hier, ganz vorne, als Artikel 1 des Grundgesetztes steht. Und seht einmal genauer hin …
„Die Würde des Menschen …“ steht da! Nicht die Würde des Deutschen, nicht die Würde des Weißen, des Mannes, des Gesunden, des Heteros, des was weiß ich auch immer. Und das „Deutsche Volk“, also genau ihr, ja, ihr genau, die ihr doch immer so betont, „deutsch“ zu sein – was immer das auch ist oder sein soll, ich kann vielleicht schwarz, gelb, rot, groß, klein, mann, frau, beides oder anders oder ohne Haare sein, aber das ist ein Gen in meinem Menschsein, das Deutschgen ist mit nicht bekannt – und auch ihr und ich, die wir doch immer so betonen, dass uns Nation am Allerwertesten vorbei gehen, auch uns gelten diese Sätze: „Wir bekennen uns zu den unverletzlichen und unveräßerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt!“
Welch schöne Worte. Voller Hoffnung und Respekt. Wäre es nicht wunderbar, sie zu leben, zu achten und zu verteidigen?
UND IHR GRÖHLT: „LASST SIE ABSAUFEN!“
Ihr lasst mich sprachlos werden …
Natürlich gab es noch anders, über das ich gerne viele Worte verloren hätte. Nicht erst seit dem PAN-Branchentreffen 2018 mit seinem Motto „Träumen Androiden von Freiheit? – Über Gesellschaft und Politik in der Phantastik“ sind die Themen Rassismus, Sexismus, Gendergerechtigkeit, Diversität etc. in der Phantastikszene omnipräsent.
Ich hatte hierzu schon vor dem Treffen im April einen kleinen Blogartikel angefangen, aber nie vollendet. Worüber ich anschließend sogar froh war. Ich musste – wie gesagt – feststellen, dass dieses Thema weit kontroverser diskutiert wird, als ich es mir je vorstellen konnte, und nicht nur einmal habe ich das Gefühl, dass das Thema zu oft zur Nabelschau verwendet wird und man sich lieber darüber die Köpfe heißredet, wer von den „Guten“ denn nun der bessere und richtige „Gute“ ist und ob der schlechtere „Gute“ denn nicht gar schlimmer als der „Böse“ ist, anstatt das Übel zu benennen und sich zu fragen, wie man sich dem (als Phantastik-Autor) stellen kann.
Wie gesagt: Hierzu werde ich sicher noch etwas schreiben. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Aber – wie gesagt, ich wollte ja über meine Sprachlosigkeit sprechen und habe darüber jetzt viele Wort verloren.
Ach ja: Ich schätze, dass ich in den nächsten Wochen/Monaten noch mit drei Kurzgeschichten beschäftigt sein werde, die ich versprochen habe, zu schreiben. Dann wende ich mich wieder intensiver meinen Romanprojekten zu. Es geht also – langsam – weiter.
Und dann möchte ich euch nochmal auf einen Termin hinweisen: Am kommenden Samstag, den 11. August lese ich beim Drachenzirkel in München. Ich werde einige vergangene und kommende Projekte vorstellen:
